Aktuelles
zu Heft 58 (1/2009)
Mykologische
Frühjahrstagung 2009 in der Vulkaneifel Vom Montag,
25. Mai bis Samstag, den 30. Mai 2009
findet in Gerolstein die Mykologische Frühjahrstagung 2009 der
„Arbeitsgemeinschaft für Pilzkunde Vulkaneifel
(APV)" statt.
Als Tagungszentrum wurde wieder die Jugendherberge in Gerolstein
gewählt, die zwar kein Luxus-Haus ist, aber alle Erfordernisse
zu möglichst günstigen Preisen bietet (Vollpension
4-Bettzimmer=22,50 EUR, Doppelzimmer=26,90 EUR, Einzelzimmer 34,20 EUR
- Frühstück, Mittag- und Abendessen). Als
Tagungsgebühr wird wieder 30,- EUR erhoben, für die
auch einige Extras geboten werden.
Anmeldungen: Heinz Ebert, Kierweg 3, 54558 Mückeln oder per
E-Mail:
heinzjebert@web.de
Weiteres hier:
http://www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de/tagung_2008.htm
Regensburger
Mykologische Schriften. Band 15 - Hygrocybe bis Hypsizygus:
Der verbilligte Preis von 15 €
gilt sowohl für Mitglieder als auch für Dauerbezieher
der RMS. Als nächster Band (RMS 16) wird eine Checkliste der
Basidiomyceten Bayerns mit umfangreicher Angabe der Synonyme samt
Register erscheinen. Rost- und Brandpilze eingeschlossen werden erwa
4000 Arten bzw. Sippen samt ihren Synonymen genannt werden. Jede
aufgeführte Art wird von Hinweisen auf eine
verlässliche Literaturstelle begleitet sein, wo die Art
für Bayern genannt wird, sowie auch von einem aus Bayern
stammendem Referenzbeleg in einem der im Index Herbariorum genannten
Herbarien (im wesentlichen Regensburg und München). Weiterhin
wird die Verbreitung der Arten durch Nennung der
Hauptnaturräume gekennzeichnet werden. RMS 17 wird dann die
Fortführung des Gröger-Schlüssels bringen.
http:
//www.regensburgische-botanische-gesellschaft.de
juergen.klotz@biologie.uni-regensburg.de Datenbank Pilzoek: http://www.pilzoek.de
Boletus:
http://www.weissdorn-verlag.de/
http://www.agsm-sachsen.de/
http://www.tham-thueringen.de/
http://www.pabb.de/
http: //sachsen-anhalt.nabu.de/nabu/gruppen/ Dr. Peter Otto,
Schleiermacherstr. 40, 06114 Halle
/Saale otto@uni-leipzig.de
PSV-Fortbildung
Lausitz: lehnertsenior@freenet.de
Umweltkalender 2009
Bemerkungen
zu dem Beitrag über Mykodiesel im Tintling 13(4)83(2008)
Der Bericht erweckt den Eindruck, dass Gliocladium roseum
ein recht seltener Askomyzet ist, der vor allem in Patagonien und nur
auf spezifischen Substraten (Araukarien und Chilenischen Scheinulmen)
vorkommt. Dieses ist nicht richtig. Diese Pilzart ist auch bei uns sehr
häufig. Doch bevor ich dazu nähere Mitteilungen
mache, noch einige Angaben zur Nomenklatur.
Durch Wegfall von § 59 des Internationalen Codes der
Botanischen Nomenklatur ergeben sich allerdings Änderungen,
die ich in diesem Leserbrief noch nicht berücksichtige.
§ 59 regelte die Nomenklatur von Pilzen mit pleomorphem
Entwicklungsgang, also solchen Arten, die neben der Hauptfruchtform
(sexuelle Sporulation) eine oder mehrere Nebenfruchtformen (asexuelle
Sporulationen) ausbilden. Der Name der Hauptfruchtform (Teleomorph) war
der Name des Pilzes in allen seinen Erscheinungsformen (Holomorph),
während der Name der Nebenfruchtform (Anamorph) nur
für die jeweilige anamorphe Form galt. So konnte ein Pilz z.
B. drei gültige Namen haben, wobei aber zwei Namen nur für eine
bestimmte Nebenfruchtform dieser Pilzart galten. Weil man mithilfe
molekularbiologischer Methoden die Verwandtschaft unterschiedlicher
Arten messen kann, glaubt man nun ein Ziel der Nomenklaturregeln zu
erreichen, das besagt, dass jede Art nur einen einzigen
gültigen Namen haben darf.
Gliocladium roseum Bainier 1907 musste umbenannt
werden, weil umfangreiche Forschungsergebnisse zeigten, dass die
Gattung Gliocladium sehr verschiedene, nicht
miteinander verwandte Arten umfasste. Darauf hat Herr Schroers bereits
1998 in einer Tagung des Arbeitskreises Mykologie der Deutschen
Phytomedizinischen Gesellschaft in Konstanz hingewiesen. Ein Jahr
später erschien eine Veröffentlichung von Schroers et
al., die zu einer Namensänderung führte. Der Pilz
wurde zur Gattung Clonostachys gestellt und
heißt nun Clonostachyys rosea [Link: Fr.]
Schroers, Samuels, Seifert & W. Gams 1999 f. rosea.
Clonostachys rosea ist ein imperfekter Pilz
(Deuteromyzet). Er bildet wirtelige und pinselartige
Konidienträger, an deren Enden asexuelle Sporen (Konidien)
gebildet werden. Er gehört zur Formordnung Hyphomycetales
innerhalb der der Formklasse der Hyphomycetes.
Relativ selten wird hingegen die Hauptfruchtform (Teleomorph, sexuelle
Sporenbildung) gefunden. In der Hauptfruchtform bildet der Pilz Asci.
Teleomorph und Holomorph (der Pilz in all seinen möglichen
Erscheinungsformen) tragen den Namen Bionectria
ochroleuca (Schw.) Schroers & Samuels. Synonyme gibt
es reichlich, der Pilz wurde z.B. auch zur Gattung
Nectria gestellt. Die Gattungen Nectria
und Bionectria gehören
(neben weiteren Gattungen) zur Familie Nectriaceae
innerhalb der Ordnung Hypocreales.
Ich habe Clonostachys rosea f. rosea,
also die Nebenfruchtform (Anamorph) von Bionectria ochroleuca),
relativ häufig in Erdsubstraten sowie in verfaulenden
Pflanzenteilen gefunden. Besonders in stark verotteten Pflanzenteilen
wächst der Pilz nicht selten. Er kann andere Pilzarten (vor
allem Kleinpilze wie Schimmelpilze etc.) besiedeln und parasitieren.
Dementsprechend gibt es sehr viele Untersuchungen darüber, wie
man Clonostachys rosea zur Bekämpfung von
Pflanzenkrankheiten einsetzen kann, die durch parasitische Pilze
hervorgerufen werden. In vielen Praxisversuchen konnten bei
unterschiedlichsten Kulturpflanzen und unterschiedlichsten
pflanzenparasitischen Pilzarten (und pilzähnlichen Organismen)
bereits beachtliche Bekämpfungserfolge erzielt werden. Manche
Pflanzenwurzeln regen die im Boden ruhenden Sporen von C.
rosea zum Keimen an. Der Pilz dringt dann oft in die
Wurzelrinde ein. In geschwächten Pflanzen kann er auch einmal
zum Parasiten werden.
C. rosea
kann ein weites Spektrum vom mikroskopischen Pilzen besiedeln und
parasitieren, so zu Beispiel auch Verticillium-Arten,
die große Schäden in Baumschulen,
Gärtnereien, Obstbaubetrieben etc. verursachen
können. Weil der Nachweis von Verticillium-Schäden
meisten über die Isolierung des Schadpilzes auf
Nähragarplatten erfolgt, ist es für einen
Diagnostiker wichtig zu wissen, dass C. rosea auch
Sporenträger bilden kann, die morphologisch nicht von einem Verticillium-Sporenträger
zu unterscheiden sind, also von einem Pilz der von C. rosea
parasitiert wird. Neben den Verticillium-ähnlichen
Sporenträgern bildet C. rosea kompakte,
pinselartige Sporenträger, die Vertretern der bekannten und
weit verbreiteten Schimmelpilzgattung Penicillium
(Pinselschimmel) ähneln, im Gegensatz zu Penicillium
sp. aber die Sporen in schleimigen Ballen produziert.
Übrigens ist nicht nur die Gattung Gliocladium
in ihrer noch vor wenigen Jahren gültigen Abgrenzung als
heterogen erkannt worden, auch die Gattung Verticillium
wurde kürzlich als heterogen erkannt, so dass sie aufgespalten
werden musste, was zu einer Vielzahl von Namensänderungen
führte.
Clonostachys rosea ist ein vielgestaltiger Pilz, bei
dem unterschiedliche Fomen (formae) beschrieben worden sind. Sicherlich
wird nicht jede aus der Natur isolierte C. rosea-Kultur
die Eigenschaften besitzen, die Gary Strobel et al. in ihrer Arbeit
beschreiben. Daher wird ihrem Artikel der Stamm genau spezifiziert
(Gliocladium roseum [NRRL 50072]). Er ist in einer
öffentlichen Stammsammlung (NRRL in Peoria, USA) hinterlegt.
Die Verfasser beschreiben den Pilz als Endophyt, der aus der
Wirtspflanze Eucryphia cordifolia isoliert wurde
und der durch Extrakte aus dieser Pflanzenart im Wachstum
gefördert wird. Auch die Bildung von Kohlenwasserstoffen wird
durch diese Pflanzenextrakte erhöht. Der Begriff Endophyt wird
heute leider unterschiedlich interpretiert. Letztlich besagt der
Begriff, dass der Pilz innerhalb der Wirtspflanze wächst.
Viele Wissenschaftler beschränken jedoch den Begriff Endophyt
auf Arten, die innerhalb einer Pflanze sehr versteckt wachsen und sich
(zunächst) kaum zu erkennen geben, der Pflanze aber oft
Eigenschaften verleihen, die für die Pflanze durchaus sehr
positiv sein können. Es ist auch für Pilze wie C.
rosea attraktiv, versteckt als Endophyt in einer Pflanze zu
wachsen, um nach Absterben des Wirtes als erster Pilzparasit vor Ort zu
sein und so die auf den verotteten Pflanzenteilen wachsenden
Schimmelpilze als Nährstoffquelle nutzen zu können,
bevor andere Organismen ihnen diese Nahrungsquelle streitig machen.
Beispiele zu einem solchen Verhalten sind bereits für einige
Endophyten beschrieben worden.
Noch ein Hinweis und eine Bitte: Wenn Sie auf eine
Veröffentlichung Bezug nehmen, wäre es
wünschenswert, diese auch so zu zitieren, dass jeder Leser die
Veröffentlichung finden kann. Ich habe die
Veröffentlichung, von der ich leider nur die Zusammenfassung
kenne, meiner kurzen Literaturzusammenstellung zugefügt. Weil
ich die Originalveröffentlichung nicht gelesen habe, kann ich
keine weitergehende Stellungnahme dazu abgeben.
Literaturhinweise:
Rossman, Amy Y.; McKemy, John M.; Pardo-Schultheiss, Rebecca A.;
Schroers, Hans-Josef (2001): Molecular studies of the Bionectriaceae
using large subunit rDNA sequences. Mycologia 93(1)100-110.
Schroers, Hans-Josef; Samuels, Gary J.; Seifert, Keith A.; Gams, Walter
(1999): Classification of the mycoparasite Gliocladium roseum
in Clonostachys as C. rosea,
its relationship to Bionectria ochroleuca, and
notes on other Gliocladium-like fungi. Mycologia
91(2)365-385.
Schroers, H.-J. (2000): Generic delimitation of Bionectria
(Bionectriaceae, Hypocreales) based on holomorph characters
and rDNA sequences. Studies in Mycology 45, 63-82
Schroers, H.-J. (2001): A monograph of Bionectria (Ascomycota, Hypocreales,
Bionectriaceae) and its
Clonostachys anamorphs. Studies
in Mycology 46, 1-214
Strobel, Gary A.; Knighton, Berk; Kluck, Katreena; Ren, Yuhao;
Livinghouse, Tom; Griffin, Meghan; Spakowicz, Daniel; Sears, Joe
(2008): The production of myco-diesel hydrocarbons and their
derivatives by the endophytic fungus Gliocladium roseum
(NRRL 50072). Microbiology 154(11)3319-3328.
Dr. Ekkehard
Geßner, Am Bagno 5, 48301 Nottuln, Tel.: 02502-8887, Email: egessner@gmx.de
Dazu ein Wikipedia-Beitrag von
Hagen Graebner:
http://de.wikipedia.org/wiki/Clonostachys_rosea
Pilze im Park von
Treuenbrietzen
Die bisherige Artenliste unter tintling.com
Birkenpilz - Leccinum scabrum
Rotfuß-Röhrling - Xerocomus chrysenteron
Ziegenlippe - Xerocomus subtomentosus
Satansröhrling - Boletus satanas
Wurzelnder Bitter-Röhrling - Boletus radicans
Sommersteinpilz - Boletus aestivalis
Herren-Steinpilz - Boletus edulis
Anhängsel-Röhrling - Boletus appendiculatus
Flockenstieliger Hexenröhrling - Boletus erythropus
Netzstieliger Hexenröhrling - Boletus luridus
Soviel bis zum heutigen Zeitpunkt.
Einen Porling möchte ich hier noch hinzufügen
– der jedes Jahr an gleicher Stelle (am Fuß einer
alten Eiche) bestaunt werden kann:
Tränender Schiller-Porling - Inonotus dryadeus
Eduard Prinke, 14913 Bardenitz OT Pechüle
Zum Leserbrief von
Wolfgang Lißner (09127 Chemnitz. Lange habe ich
überlegt, ob ich ihn abdrucken
soll oder nicht. Zu gegenwärtig sind mir noch die bitteren
Reaktionen auf den angesprochenen Artikel ("Wachstum
bis die Umwelt stirbt") vor 8 Jahren.
Konsequent habe ich im Tintling seither alles vermieden, was nichts mit
Pilzen zu tun hatte. Sie erinnern sich
vielleicht: Damals wurde
erstmals ein um 16
Seiten dickerer Tintling realisiert, weil ich diesen Bericht von Helmut
Kreutz (5 Seiten) unbedingt drucken wollte. Die Leser brauchten die 16
Mehrseiten selbstverständlich nicht zu bezahlen; vielmehr war
es mein Privat"vergnügen". Dies als Ergebnis meiner Einsicht,
dass es völlig nutzlos ist, einzelne Saftlinge zu
"schützen". Denn der Bagger ist auf alle Fälle
stärker als wir und er reißt die Saftlinge
garantiert sämtlichst und wurzeltief raus.
Privat habe ich mich in den vergangenen Jahren - insgesamt seit 1998 -
hingegen weiter intensiv mit dem unvermeidlichen Zerfall unseres
Wirtschafts- und Finanzsystems und den Konsequenzen für uns
und unsere Umwelt beschäftigt. Dadurch konnte ich -
für mich privat - immerhin entsprechend handeln.
Auf alle Fälle betrachte ich den Brief von Wolfgang
Lißner als konstruktive Anregung,
gelegentlich Dinge außerhalb der Pilze zu thematisieren,
falls es jemanden interessiert. Aber ganz sicher nicht im Tintling,
sondern allenfalls hier auf der Tintling-Homepage.
Möge es Ihnen helfen, die kommenden Zeiten besser zu
überstehen.
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