Die Seite, die bis neulich an
dieser Stelle stand, ist um einen Platz nach
hinten gerückt.
Das hat zum einen den Grund, dass die Pferdephase schon ein paar Jahre
zurückliegt.
Zum anderen bin ich inzwischen endlich zu einer Antwort auf die Frage
gekommen,
wozu das Ganze gut war.
Ich weiß nicht, ob Sie
das auch kennen: Man wird vom Leben mal hierhin geschmissen und mal
dahin. Mal weiß man warum, mal wieder nicht. In diesem Fall
wusste ich es lange nicht. Wieso treibt es mich in einen Pferdestall,
wo ich doch mit Pferden in diesem ganzen Leben noch nie etwas zu tun
hatte. Und, offen gestanden, auch keinen Pferdeverstand habe, wie ich
spätestens jetzt weiß. Wieso soll ich Kutsche fahren
lernen, wo ich doch ein Auto habe. Wieso muss ich an der Schwelle zum
Greisenalter auf einmal Pferdeboxen ausmisten und sogar noch
Geld
dafür bezahlen....
Aber mal von mir weg und hin zu den Fahrstalleignern: Was bewegt
Menschen,
quasi Tag und Nacht zu arbeiten? Nachts zu schuften, um genug Geld zu
verdienen, um am Tag dem Hobby frönen zu können.
Nicht irgendein Hobby, sondern ein höchst aufwendiges: Mit
Pferden und Kutschen an Turnieren teilzunehmen. Das bedeutet, mit
großem Gepäck zu reisen: Ein LKW und mehrere
Anhänger für die Pferde, ein weiterer für
die Kutschen sowie jede Menge PKW für die Menschen.
Wobei zwischen Stall und Turnierplatz meistens noch ein Haufen
Kilometer liegen.
Zu verdienen gibt es dabei nichts,
oft überschreitet das
Startgeld die mögliche Siegprämie, so denn
überhaupt eine fällig ist.
Warum machen die das also?
Aus Liebe zu den Pferden?
Nach dem kleinen Einblick ins Genre und weiteren
Mini-Einblicken in die Rennsport-Szene
glaube ich das
ausschließen zu können.
Reduzieren wir die Frage nach dem WARUM doch einfach mal und fragen:
Wieso
lässt jemand Pferde rennen, wieso rennt er nicht selber?
Heute glaube ich die Antwort zu kennen: Das Thema ist Macht.
Wir haben es - psychologisch betrachtet - mit einem kompensatorisch
ausgelebten
Machtanspruch
zu tun: Der Reiter oder der Fahrer kann nämlich mit Hilfe des
Pferdes
Anerkennung und einen Status erringen, den er ohne das Tier
nicht
erreichen
könnte.
Richtet man mit dieser Erkenntnis den Fokus auf andere Tiersportarten,
wird man sehr oft feststellen, dass die Motivation sehr
ähnlich sein dürfte: Stets scheint ein gewisser
Machtanspruch
des
"Nutztierhalters" die Triebfeder zu sein, die sein Handeln bestimmt.
Vielleicht ist dieser Trieb
zu siegen, der Erste zu sein,
sogar stärker und wichtiger als jeder andere Urtrieb.
Das
fängt ja schon beim Spermium an
und wenn das anders wäre, gäbe es uns nicht.
Man begegnet diesem solchermaßen ausgelebten Siegeswillen
nicht nur
im Pferdesport,
sondern auch beim Hunderennen oder bei Hahnenkämpfen,
auf Rassegeflügelschauen und Schönheitswettbewerben
für Katzen,
beim Stierkampf, beim Brieftaubenwettfliegen und und und....
Teilnehmer und Nutznießer ist immer der Halter, das
Tier ist nur die Krücke.
Wohl dem, der seine Macht aus sich heraus und über sich selber
hat,
denn er braucht keine Krücken mehr.
Für mich war das eine sehr wichtige Erkenntnis, vielleicht die
wichtigste im Leben.
Ich bitte diese Zeilen nicht als
gegen irgend jemanden gerichtet zu betrachten.
Aber
nun weiter zu Ross und Reiter...äh... Kutscher
. zurück
. zum Tintling
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